Gadget - Olaf Nicolai

Das Kunstobjekt "Gadget" des Künstlers Olaf Nicolai ist eines von sechs künstlerischen Arbeiten, die erfolgreich aus dem Wettbewerb des Kunst-Am-Bau-Programms für den neuen Flughafen BER in Berlin Schönefeld hervorgegangen sind.
Es stellt eine maßstäblich vergrößerte Perlenkette dar, die sich um ein Gebäudeteil des Flughafens, der Fluggastbrücke für den A380, wie um einen Arm schlingt. Das Besondere der an Installation ist ihre Eigenschaft, als Lichtobjekt auf die technischen Vorgänge an der Fluggastbrücke bezugzunehmen und jeweils spezielle Lichtmuster abzurufen.

Foto: Robert Mehl




Da ich bereits den Wettbewerb für den Künstler betreute (link) konnte ich dieses Projekt von der ersten Skizze bis zur Fertigstellung durch alle Bauphasen begleiten. Die Realisierung erfolgte in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Architektin und Büropartnerin Ute Schimmelpfennig.
In der ersten, wichtigen Phase der Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfes für die Realisierung mußte die Entwurfsidee, welche bis jetzt lediglich grafisch in 2D existierte, in ein kohärentes 3D-Modell übersetzt werden.
Hierbei wurden der Durchmesser der Kugeln festgelegt und deren Mittelpunkte im Verlauf der Mittelachse des verbindenden "Bandes" als Punktewolke definiert.

Räumliche Entwicklung des Entwurfes der Umschlingungen im 3D-Bestandsmodell


Achse der Umschlingungen mit Mittelpunkten der Kugeln

In einem weiteren Schritt mußte die Frage geklärt werden ob und wie die Idee aus dem Wettbewerb überhaupt technisch realisiert, bzw. umgesetzt  werden kann.
Bezüglich dem zu erwartenden Eigengewicht der Skulptur und der Belastbarkeit der Fluggastbrücke und deren statischen Systems mußte eine neue, konstruktive, tragfähige Lösung gefunden werden.
Für die Verbindung der beiden Objekte mußten nachträgliche Punkte konstruiert werden, wobei sich als gangbar herausstellte, jeweils eine halbe Umschlingung oberhalb und unterhalb der Fluggastbrücke in der tragenden Mittelachse der Brücke zu befestigen und die Last hierüber abzutragen.


Seitenansicht der Skulptur mit Position der oberen und unteren Auflager



eines der nachträglich geplanten, oberen Auflager der Skulptur
Gegenüber dem Wettbewerb verschärfte Brandschutzbestimmungen führten zudem dazu, daß unter großem Aufwand für die Konstruktion der Kugeln, welche im Wettbewerb noch als transluzente Acrylglaskugeln beschrieben waren, eine neue Lösung aus nichtbrennbaren Materialien entwickelt werden muß. 
Dahingehend wurde in Zusammenarbeit mit der Fa. 3dtex, Berlin, eine vorgespannte Membrankonstruktion aus transluzentem, silikonisiertem Glasgewebe in Form einer tordierten (=verdrehten) Kugel entwickelt. Die Eignung dieses Materials wurde per Brandversuch von uns nachgewiesen und behördlich genehmigt.
Parallel wurde in Zusammenarbeit mit der Fa. Lichtblick Bühnentechnik die Frage nach der technischen Lösbarkeit der künstlerischen Lichtidee bearbeitet: Ein Rechner, der mit dem Fluginformationssystem des Flughafens verbunden ist, interpretiert diese und setzt diese in DMX-Steuersignale um. Diese steuern über DMX/Dali-Konverter die dimmbaren EVGs der in den Kugeln installierten Leuchtstoffröhren.  

Entwurf der tordierten Kugel

Weitere Detaillierung der Kugel

Im Zuge der Werkplanung wurde die 3D Struktur weiter verfeinert. Ein wichtiger Teil war hierbei die Kollisionsprüfung, die von uns sowohl auf dem Papier als auch am Rechner in 3D direkt mit dem Stahlbauer erfolgte. Da die Konstruktion infolge Windlast sich im Bereich einiger cm bewegte mußte ein Sicherheitsabstand von 20cm zur Fassade eingehalten werden.

Grafische Kollisionsprüfung anhand von Systemschnitten



fertiger Werkstattplan der kompletten Nordseite

Die anspruchsvolle Arbeit der Kugelmontage incl. der speziell entwickelten Alubögen, der Elektrik, der Membrane und der anschließenden Abdichtung machte deren Montage im Werk unter kontrollierten Bedingungen nötig. Dies bedingte, daß die Halbschlingen jeweils mit Kugeln an der Fluggastbrücke montiert werden mußten.
Auch die Lagerung der Halbschlingen mußte geplant werden


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Montage der Kugeln


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Die fertigen Kugeln warten auf die Montage

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Montage an der Flugastbrücke

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  • Planung LPH 1-9: Arne Mittig, Ute Schimmelpfennig
  • Umsetzung Entwurf in 3D: Fa. Enzo / Hans-Michael Földeak
  • Statik/Gebäudestatik: Fa. SBP, Thomas Fackler
  • Brandschutzberatung u. Konzept: Fa. hhp, Andreas Dahlitz, Martin Seipelt
  • Planerische Unterstützung / Schnittstelle Bestand: PGBBI, Thomas Möllmann, Peter Gerigk
  • Planung und Montage Membrane, Werkplanung Kugelhülle: Fa. 3dtex, Stev Bringmann
  • Membranstatik: Fa. IB Zapf, Gunnar Zapf
  • Planung und Montage Kugelstruktur: Fa. Euler, Bernd Euler
  • Konzept, Planung, Montage u. Programmierung Leuchten u. Lichtsteuerung: Fa. Lichtblick Bühnentechnik, Jörg Schildbach, Frederik Wehlmann, Jonas Pruditsch
  • Werkplanung, Kollisionsprüfung, Herstellung Stahlbau; Montage der Halbschlingen an FGB: Fa. Hartleb Stahlbau, Michael Körner
  • Projektbegleitung und Koordination: Fa. Realace, Edzard Brahms; für den BER: Doreen Kröber, André Kunert